Zusammenfassung
In vielen Ländern kommt es in den letzten Jahren zu einem erheblichen Anstieg der
Menschen mit starkem Übergewicht - insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen bis
35 Jahre. Entsprechend nimmt auch die Anzahl der Intensivpatienten, die unter einer
erheblichen Adipositas leiden, kontinuierlich zu. Bei diesen Patienten sind einige
Besonderheiten zu beachten. Unterschiede zu Normalgewichtigen betreffen z.B. die Atemphysiologie:
Durch die Adipositas kommt es zu einer Abnahme der Lungenvolumina und zu einer deutlichen
Steigerung der Atemarbeit und des Sauerstoffverbrauchs.Klinisch relevante Veränderungen
finden auch an den oberen Atemwegen und am Hals statt. Deshalb ist eine Maskenbeatmung,
eine Intubation oder eine operative Atemwegssicherung deutlich schwieriger als bei
Normalgewichtigen. Adipöse Intensivpatienten sind also primär als Patienten mit schwierigem
Atemweg anzusehen. Darüber hinaus können bei stark Adipösen auch Arzneimittelverteilung,
-abbau und Ausscheidung anders als bei Normalgewichtigen sein. Das ist bei der Medikamentendosierung
zu beachten. Trotz Übergewicht können adipöse Patienten bei Aufnahme auf die Intensivstation
mangelernährt sein. Auch bei dieser Patientengruppe sollte eine Ernährung möglichst
früh und enteral begonnen werden. Zwar geht Adipositas wegen einer Vielzahl an Komorbiditäten
mit einer erhöhten Sterblichkeit einher, doch zahlreiche Studien belegen: Selbst extreme
Adipositas erhöht die Mortalität im Vergleich zu normalgewichtigen Intensivpatienten
nicht.
Abstract
In many countries over the past years there has been a marked increase in the number
of people with severe overweight - especially among the younger age groups up to 35
years. Accordingly, the number of intensive care patients suffering additionally from
a significant obesity is also increasing continuously. Some particular features of
these patients need to be observed. Differences to normal-weight patients involve,
for example, respiratory physiology: the obesity leads to a decrease of lung volumeand
to a marked increase in breathing work as well as oxygen consumption. Clinically relevant
changes occur in the upper airways and neck. Thus, mask ventilation, intubation or
surgical interventions to secure the airways are clearly more difficult than in normal-weight
patients. Obese intensive care patients are therefore primarily to be considered as
patients with difficultairway conditions. In addition in cases of extreme obesity,
drug distribution, degradation and excretion can differ from those of normal-weight
patients. This must be taken into account for medication dosing. In spite of the overweight,
obese patients may be undernourished upon admission to the ICU. Thus, for this group
of patients also, enteral nutrition should be startedas early as possible. Although
obesity is accompanied by a higher mortality on account of the many possible comorbidities,
numerous studies have confirmed that even extreme obesity does not increase the mortality
rate in comparison with that of normal-weight patients.
Schlüsselwörter:
Adipositas - Atemwegssicherung - Beatmung - Medikamentendosierung - Ernährung
Key words:
obesity - airway management - ventilation - medication dosages - nutrition